Kassel
Prüfen wie die Profis
Im Fachgebiet Mess- und Regeltechnik experimentieren Studenten an neuen Modellen
Kassel. Sperrige Aufbauten von Experimenten im Fachgebiet Mess- und
Regeltechnik im Fachbereich Maschinenbau an der Uni Kassel waren
gestern. Jetzt profitieren die künftigen Maschinenbauer und
Mechatroniker von zwei neuen Versuchsaufbauten, die ganz bequem am
Computer bedient werden können. Mit den Versuchen können Studenten an
typischen industriellen Problemstellungen arbeiten.
Bleibt der Füllstand konstant, wenn es eine Störung im Wasserablauf eines Tanks gibt? So könnte eine Aufgabe für die Studenten lauten. Am Drei-Tank-System sehen die Studenten, was passiert, wenn sie die Einstellungen am Regler ändern. "Hier geht es darum, Flüssigkeitsstände unter verschiedenen Bedingungen konstant zu halten", erläutert Professor Andreas Kroll. Diese Anlage wird komplett über den Computer bedient. Durch ein Netzwerk können sich die Studenten von allen Arbeitsplätzen mit dem laufenden Versuch verbinden.
Mit den gelernten Methoden stellen sie den Füllstandsregler ein. Ob der ihre Anforderungen erfüllt, wird per Computersimulation geprüft. Erst im nächsten Schritt werden die Rechner mit dem Versuchsaufbau verbunden und die gewählte Einstellung experimentell bestätigt. Solche Messungen findet man in der Praxis zum Beispiel in Abfüllanlagen der Lebensmittelindustrie.
In einem Glaskasten rattert ein Schlitten auf einer Achse hin und her. Er wird durch Druckluft angetriebenen. Daran können die Studenten simulieren, wie Lasten von einem Punkt zum anderen transportiert werden. "So was findet man zum Beispiel bei Sortiermaschinen", erläutert Kroll.
Eigenbau spart Geld
Praktika im Versuchslabor sind für Studenten im fünften und sechsten Semester Pflicht. Einige von ihnen haben so viel Spaß am Tüfteln, dass sie selbst Versuchsaufbauten für Experimente entwickelt und gebaut haben. So entstanden messtechnische Miniaturexperimente, die über eine Steckplatte mit einem Computer verbunden werden können.
Sie sind so gut, dass die aktuellen Prototypen demnächst in der Hochschulwerkstatt in Serie angefertigt werden. "Die Eigenproduktion spart uns viel Geld", sagt Kroll. Zudem ermögliche der mehrfache Aufbau den Studenten, in Kleinstgruppen mehr Zeit für ihre Experimente zu haben.
Die moderne Ausstattung, die es in dem 2006/07 geschaffenen Fachgebiet Mess- und Regeltechnik gibt, verhilft den Studenten zu praxisnahen Erfahrungen und bereitet sie so auf den Berufsalltag vor. Karol Uduk und Arnel Ugljesa studieren im fünften Semester Maschinenbau. Sie wissen das Praktikum zu schätzen: "Was wir vorher in der Theorie behandeln, lernen wir hier besser zu verstehen."
Von Heidi Senska